Andreas Vitásek
Wo Berge sind, sind Abgründe. Der Kabarettist Otto Grünmandl aus den Tiroler Alpen, vormals Tuchhändler und Rundfunkredakteur, war ein Abgrund, ein
melancholischer, tiefer, skurriler. Das Genre Kabarett, in dem sonst Pointen krachen und Attacken klirren, wurde mit Grünmandl zum Ort des Absurden, Aberwitzigen, und der Nonsens entpuppte sich als Sinn des Lebens. Eine Jugend als "Halbjude" hatte ihn geprägt, ein Technik-Studium lehrte ihn, "Selbstverständlichkeiten nicht mehr so selbstverständlich hinzunehmen". Erst mit 50 beschloss er, freischaffender Kabarettist zu werden, der stille Brüter ging ans Netz. Biedermännisch trat er auf in seinen Ein-Mann-Sketchen, streng gescheitelt; als Brandstifter der heilen Welt verließ er die Szene.
(aus einem Nachruf auf Otto Grünmandl, erschienen im SPIEGEL)
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